Ich muss sagen, ich habe gestern Abend noch viel über meinen Beitrag von gestern nachgedacht und vielleicht haben einige es auch schon bemerkt, ich habe ihn ein wenig entschärft. Meine Gedanken sind gestern wohl doch ein bisschen zu weit abgeschweift und im Nachhinein bin ich – meines Erachtens – übers Ziel hinausgeschossen. Nützt ja nix. So bin ich. Ich bin schon mal nicht neutral, etwas voreilig und grundsätzlich eher emotional als rational.
Aber das Gute an der menschlichen Spezies ist ja, man kann Dinge überdenken und richtigstellen oder wie in meinem Fall, überarbeiten.
Timo ist in so etwas immer besser als ich. Er nimmt Nachrichten, Ereignisse, Konflikte etc. wahr und informiert sich in entsprechend seriösen Medien. Er ist somit immer im Thema und gut informiert. Aber das war es dann auch. Wo mir noch tausend Dinge dazu durch den Kopf gehen und ich anfange zu bewerten und weiter zu spinnen, mich im Gegensatz zu ihm, auch auf social media aufhalte, bewertet er nicht und nimmt die Information als das, was sie ist: Information, Nachricht. Das ist in jedem Fall die weniger anstrengende Art mit den Dingen umzugehen.
Aber genau deswegen ergänzen wir uns auch so gut. Deswegen sehe ich im Supermarkt, neben den Dingen, die wir wirklich brauchen, die tollen neuen Sachen, Sonderangebote oder sonstige hübsche Kleinigkeiten ? Oder deswegen fällt mir beim Schauen einer Serie auf, dass eine Requisite, die in einer vorigen Folge zu Bruch gegangen ist, plötzlich wieder im Regal steht.

Gestern habe ich mich u. a. darüber geärgert bzw. den Amerikanern unterstellt, dass sie oberflächlich und nicht echt sind. Dazu stehe ich auch, aber ich möchte nochmal betonen, dass ich natürlich nicht alle Amerikaner kenne und ich weiß, dass nicht alle gleich sind.. Und ich weiß, dass natürlich auch andere Nationalitäten oberflächlich sein können. Aber ich mag eben wirklich diese Floskeln nicht. Wenn du nicht wissen willst, wie es mir geht, dann frag mich nicht. Wenn es dir nicht gut geht, ist es kein Problem, wenn du es zeigst. Wenn du mich nicht leiden kannst, okay, ich mag auch nicht jeden. Wenn du nicht gut drauf bist, dann darf das so sein, aber bitte spiele mir nicht irgendwas vor. Mir ist am liebsten „what you see, is what you get“.
Mein Gesicht z. B. kann niemals verbergen, was ich gerade denke oder wie es mir geht. Und wenn ich noch so sehr versuchen würde mein Stimmchen freudig klingen zu lassen – du würdest mir ansehen, dass das gerade nicht passt. Und wenn ich schlechte Laune habe, dann siehst du das mit Sicherheit und vielleicht bekommst du das dann auch mal ab. Aber das meine ich dann nicht persönlich. So bin ich nun mal. Ich verstelle mich auch nicht im Berufsleben oder der „Erwachsenen-Welt“. Jeder bekommt Respekt, Offenheit und Freundlichkeit, egal auf welcher Etage er arbeitet. Natürlich habe ich auch mit Menschen zu tun, mit denen ich nichts anfangen oder die ich nicht leiden kann, aber dann bleibt immer noch Anstand und Höflichkeit und die geltenden Abstandsregeln sind da dann auch ganz nützlich ?

Grundsätzlich sind wir doch alle Menschen und nicht ohne Grund hat man uns mit Gefühlen und Stimmungen ausgestattet. Warum sollte ich die also unterdrücken und meinen Mitmenschen etwas vormachen? D. h. natürlich nicht, dass ich in einer Gesprächsrunde plötzlich anfange zu weinen, nur weil ich gerade traurig bin und ich werfe mich auch nicht strampelnd auf den Boden, weil ich gerade wütend bin – aber ich darf dann doch einfach ein bisschen kurz angebunden sein und mich auf das Nötigste beschränken, um dann möglichst wieder für mich zu sein, weil mir einfach danach ist.
Deswegen mag ich auch diese immer fröhlich lächelnden Menschen mit chronischer guter Laune nicht. Ich nehme denen das einfach nicht ab – zumindest denke ich nicht, dass das ohne chemische Unterstützung möglich ist. Jeder hat mal einen schlechten Tag, warum auch immer, vielleicht auch einfach ohne Grund. Jeder hat mal einfach keinen Bock und will dann einfach seine Ruhe. Und das halte ich für viel authentischer und menschlicher und vor allem gesünder, als ewig nur eine Fassade für die anderen aufrecht zu erhalten. Habe ich auch mal versucht, weil ich nicht wollte, dass jeder sieht, wie schlecht es mir in Wirklichkeit geht. Klar, das funktioniert, aber meist nur bei den Menschen, die dich nicht wirklich kennen. Aber manchen ist damals schon aufgefallen, dass „meine Augen nicht so strahlen, wie sonst“. Diese Aussage hat mich damals sehr überrascht und ich fand es irgendwie auch sehr aufmerksam und erschreckend. Naja, das ist vorbei und ich kann sagen, dass war eine sehr anstrengende Phase.

Heute habe ich auch nicht meinen besten Tag. Mir geht es gut und alles ist soweit in Ordnung. Ich habe nur keine Lust, bin unmotiviert – undönig. Ich habe auch schon überlegt, was das ändern könnte, aber ich glaube einfach nichts. Dann ist das heute mal so. Morgen ist es wieder anders. Bestimmt.

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