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Folgende Szene heute Morgen im HomeOffice formerly known as Wohn-/Esszimmer:
Ich sitze seit kurz vor 9 pflichtbewusst an meinem Arbeitsplatz. So gegen 9.15 Uhr schleicht ein etwas verwirrt wirkender Timo ins Wohnzimmer. Die Haare – offensichtlich noch nicht ganz wach  – in alle Richtungen, das Gesicht noch ein wenig zerknautscht und vor allem der Blick „Häääähhh“. Er guckt mich an, guckt auf eine imaginäre Uhr an seinem Handgelenk und guckt mich wieder an.
Irgendwas stimmt wohl nicht. Und ich habe den Eindruck, er denkt, dass bei mir etwas nicht stimmt.
Und dann fällt es mir ein.
Die Zeitumstellung von Samstag! Quasi zurück in die Zukunft gereist – so muss sich Timo gefühlt haben. Just like Marty McFly.
Sein Internet-Radiowecker am Bett hatte sich nicht von alleine umgestellt. Was schon am Dienstag für Verwirrung gesorgt hatte. Aber offensichtlich hat sich das Biest wieder zurückgestellt, denn Timo war heute Morgen der Meinung, ich wäre zu früh zur Arbeit gegangen. In seiner Welt war es erst 8.15 Uhr. Ich habe ihn dann kurz aufgeklärt. Soweit ich weiß hat es ein klärendes Gespräch zwischen ihm und dem Wecker gegeben. Da hat er dann bestimmt den Machtknopf gedrückt ? Und ich werde mir einen Walkman besorgen, Masken sind ja schon unterwegs ?

Zeit ist im Moment sowieso etwas sehr Eigenartiges. Mein Kollege schrieb mir gestern, dass er seit der Geburt seines Sohnes, letzte Woche Donnerstag (nochmals herzlichen Glückwunsch), kein Gefühl mehr für die einzelnen Wochentage hat.
In dem Moment wäre ich auch fast auf die Suche nach dem Baby gegangen, denn ich habe auch kein Zeitgefühl mehr. Ich bin heute auch mit der Überzeugung aufgestanden, es wäre Freitag. Und ihr wisst, wie enttäuschend das sein kann!
Nützt ja nix. Es ist Donnerstag. Immerhin schon Donnerstag. Und wenn ihr das lest, ist schon fast Freitag.
Was ist das mit der Zeit? Liegt es daran, dass im HomeOffice jeder Tag irgendwie gleich aussieht? Keine Kollegen, keine Kunden, keine Pause im Städtchen? Jeden Tag Jogginghose und Hoodie kombiniert mit Kuschelsocken oder Schlappen. Sind wir quasi gefangen in „Und täglich grüßt das Murmeltier“? Ich werde das weiter erforschen, bin aber auch über eure Erfahrungsberichte und Überlebens-Tipps sehr dankbar.

Um mir doch etwas Abwechslung zu verschaffen und meinem Hintern (Tag 7) etwas Entspannung zu gönnen, drehe ich während der Arbeitszeit immer eine kleine Runde durchs Ess-/Wohnzimmer und schaue dabei aus dem Fenster in den Garten. Man denkt ja, weil gerade so wenige Menschen draußen unterwegs sind, es gäbe nichts zu sehen. Stimmt nicht. Wenn das so weiter geht, werde ich noch zum Ornithologen. So viele Vögel sind da draußen unterwegs. Die Tauben, sind mittlerweile so fett, dass man meinen könnte, Timo hat Hühner im Garten. Auf bzw. im Nachbarschornstein baut sich ein Rabe ein Nest, das beobachte ich jetzt täglich. Kleine Finken, Spatzen, Meisen und wie sie alle heißen, flitzen zu Fuß oder zu Flügel durch den Garten und suchen sich ihr Futter. Und – zwischendrin huscht noch ein Eichhörnchen durch. Wieder ein positiver Nebeneffekt der Krise: Man sieht endlich wieder Dinge, für die man sonst gar kein Auge hat. Probiert das mal aus.

Anmerkung von mir: Diese kurzen Beobachtungs-Ausflüge dauern meist nicht länger als 1-2 Minuten und beeinträchtigen meine Arbeit daher nicht.

Meine Tatkraft beeinträchtigen Sie übrigens auch nicht. Denn heute habe ich meine Mittagspause, 1 Stunde, genutzt, um zu putzen. Jap. Staubsauger, Wischmop, Eimer – alles im Einsatz. Was muss, das muss. Und die Bewegungs-Bilanz dabei ist auch nicht zu verachten.

Geendet hat der Tag heute leider nicht so schön. Daher das dritte Tageswort. AAAARRRRRGGHHHH – so steht es doch immer über den Comic-Köpfen, wenn eine Figur unglaublich wütend ist. Und unglaublich wütend war ich heute Nachmittag auch. So langsam ist es besser, aber ich muss schon sagen, ich war sehr wütend und das glüht auch noch ein bisschen nach, so dass ich froh bin, wenn gleich Feierabend ist.
Warum ich so sauer war/bin, gehört hier nicht her. Und am Ende habe ich mich auch mehr über mich selbst aufgeregt, dass mich die ganze Sache so aufgeregt hat. Und dann auch noch, weil ich weiß, dass ich mich immer noch auf hohem Niveau aufrege und andere es schlechter getroffen haben. Aber!! Ich muss mich eben auch mal aufregen. So!!!

2. Anmerkung von mir: Timo war es nicht ?

3. Anmerkung von mir: Nochmal herzlich willkommen dem kleinen Anton. Dir und deinen Eltern eine guten gemeinsamen Start – in diesen stürmischen Zeiten. Aber ich weiß, du bist in guten Händen.