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Ich möchte euch heute alle bitten, genau genommen jetzt, euch ein Pinnchen mit Schnaps zu holen und es am Ende des Eintrags zu trinken. Warum? Das erkläre ich jetzt.
Heute wäre eigentlich ein besonderer Tag gewesen. Eigentlich. Und es wäre der perfekte Tag gewesen. Strahlend blauer Himmel, Sonnenschein, nicht zu warm, nicht zu kalt. Der perfekte Tag zum Kloatscheeten. Zu Recht schauen jetzt wahrscheinlich einige fragende Gesichter auf ihre Monitore.

Als Timo mich damals zum ersten Mal fragte „Hast du Lust mit zum Kloatscheeten zu kommen?“, war ich sehr verwirrt. Man will ja aufgeschlossen und offen für Neues sein, aber wir kannten uns erst ein paar Monate und ich war mir absolut nicht sicher, was ich auf diese Frage antworten sollte. Zum Glück habe ich „Ja“ gesagt. Mittlerweile war ich schon dreimal dabei und es wird jedes Mal lustiger.
Denn Kloatscheeten ist ein riesiger Spaß mit supernetten und lustigen Menschen. Solltet ihr also mal gefragt werden, ob ihr zum Kloatscheeten oder Boßeln (so heißt es andernorts) kommen möchtet, sagt auf jeden Fall „Ja“.

Also zur Erklärung – Kloatscheeten:
Eine Gruppe von 12-16 Personen, so war es bei uns bisher immer, trifft sich so gegen 10/11 Uhr. Ach, wisst ihr was, ich erzähle das jetzt auch aus unserer Perspektive.
Wir haben uns also jeweils an einem Samstag im April an einem Brauhaus in Neuss getroffen. Alle ausgerüstet im Zwiebel-Look – denn der April macht ja bekanntlich was er will. Jeder bringt etwas mit, Getränke – vornehmlich alkoholische, Essen, Snacks, Süßigkeiten und vor allem gute Laune und Bock auf eine Menge Spaß. Das Orga-Team Petra und Lars haben jedes Jahr für alle Teilnehmer ein kleines Schnapsglas am Band und schicke Halsketten mit Nummern. Die Nummern dienen der Unterteilung in zwei Teams. Team Gelb und Team Blau. Jeweils von 1 bis 8 (je nach gesamter Teilnehmerzahl) durchnummeriert. Die Nummern werden blind gezogen, so dass die Teams immer ganz bunt gemischt sind.
Wenn die Bollerwagen mit Essen, Getränken etc. bestückt und gesichert sind, kann es auch schon losgehen. Nach einem kurzen Fußweg kommen wir am Rande eines weitläufigen Feldweges an: der Startpunkt. Beim Kloatscheeten handelt es sich nämlich um eine sportliche Aktivität im Team, begleitet von, sagen wir mal, einer Schnaps- und Bierverkostung.

Der Kloat: stellt euch einen Käselaib vor, ca. in der Größe einer Billardkugel. Liegt gut in der Hand. Das ist das Sportgerät, aus Holz. Es gibt einen in Gelb und einen in Blau – für die beiden Teams. Ich habe keine Ahnung mehr, wie wir ausgelost haben, welches Team startet, aber das ist nicht so wichtig. Es geht auf jeden Fall los.
D. h. die Nr. 1 aus Team Gelb wirft den Kloat auf den Feldweg. Nicht einfach schmeißen, nein, der Kloat muss rollen, auf der schmalen Seite. Im Idealfall bringt man den Kloat so gut auf den Weg, dass er möglichst weit und geradeaus rollt. Die Strecke wird immer von zwei Spielern gesichert. Zum einen, um den Kloat zu sichten, sollte er doch einmal im dichten Gras oder Feld verschwinden, zum anderen um zu schauen, dass auch nicht gerade Radfahrer oder Spaziergänger in die Wurfbahn geraten könnten.
Nun hat die Nr. 1 aus Team Gelb geworfen. Gut. Dann ist Nr. 1 aus Team Blau dran und muss versuchen, den blauen Kloat möglichst weiter rollen zu lassen als den gelben. Jetzt geht es immer so weiter. Der Reihenfolge nach werfen alle Teammitglieder aus Team Gelb und Blau ihren Kloat jeweils ab der Stelle, wo er zuvor liegen geblieben ist. Eine Runde ist beendet, wenn aus jedem Team jeder Spieler einmal geworfen hat. Gewonnen hat die Runde das Team, deren Kloat am Ende der Runde, vor dem des anderen Teams liegt.
So spielt man mehrere Runden über mehrere Kilometer Feldweg. Um Kurven, über Hügel, bergab, unter Brücken durch (auf Brücken nicht, da ist die Gefahr zu groß, dass der Kloat – bei unserer Strecke – auf die Autobahn fällt).
Und hier kommen wir auch zur Schnaps-Begleitung während dieser Veranstaltung. An jeder Kreuzung, Weggabelung und allem was wir dafür halten muss jeder aus der Truppe einen, oder auch mal zwei oder drei, Schnaps/Schäpse trinken. Dazu dienen die zuvor ausgeteilten Schnapspinnchen am Bande. Bier und Sekt oder diverse Alkopops dienen quasi als Wegzehrung während der gesamten Tour. Und ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass wir am Ende des Tages einige Kilometer zurückgelegt haben – und einige Liter getrunken ?

So, nun haben wir mehrere Runden quer durch die Neusser Feld- und Wiesenwege gespielt und es steht z. B. 5 zu 4 für Team Gelb. Hat Team Gelb jetzt das Kloatscheeten gewonnen? Nein!
Wir spielen so lange bis wir an der Raketenbasis angekommen sind. Das ist ein großes Betondingbums in Neuss-Hombroich. Unser Zielpunkt und der entscheidende Schauplatz, um den neuen König auszuspielen. Ja genau, es wird, unabhängig vom Team, ein König ermittelt. Im Grunde ist nämlich an dieser Stelle vollkommen egal, welches Team bisher wie gespielt hat. Ist auch sowieso egal, denn es macht riesigen Spaß und mittlerweile sind auch alle so stramm – da ist dann wirklich alles egal.
Folgendermaßen geht es also weiter. Am Fuße des Betondingsbumses wird ein Beutel mit einer Glasflasche darin platziert. Nun wirft jeder Teilnehmer aus etwa 4-5 Metern Entfernung mit einem Kloat auf die Flasche, bis einer trifft und die Flasche zerbricht. Schön nach der Reihe, den Nummern nach, einfach werfen, bis es klirrt.
Das kann zermürbend lange dauern, aber auch, so wie in 2019, ganz schnell gehen. Nur wenige Spieler hatten geworfen und plötzlich hörte ich schon das Zerspringen der Flasche. TIMO war der neue König!!!! Kloat-König 2019. Was eine Freude!! Was ein Fest.
Im Anschluss wandert die ganze Truppe zurück zum Start-Brauhaus, hier gibt es noch ein Nach-Mittagessen und ggf. noch ein paar Kaltgetränke. Und dann ist es auch geschafft. So gegen 18/19 Uhr geht es auf nach Hause. Erschöpft und betrunken und glücklich. Wie gesagt, ich kann es euch nur empfehlen, einfach mal mitzumachen, wenn sich die Gelegenheit bietet.

So, und jetzt komme ich wieder zu dem Schnaps, den ihr euch eben holen solltet. Denn eigentlich wären seine Majestät Timo und ich – die First Lady ? – heute zum Kloatscheeten 2020 gegangen. Aber leider ist auch dieser Spaß der Corona-Krise zum Opfer gefallen.
Also stoßt mit uns an: auf das Koatscheeten 2020, auf alle Kloatscheeter, Königinnen und Könige der letzten Jahre, auf die Organisatoren Petra, Lars und ihre Tochter Hermine, auf den Spaß, auf die Raketenbasis und natürlich auf den noch amtierenden König: Seine Majestät Timo I.

PROOOOOST!

Widmung:
Der heutige Eintrag ist unseren lieben Kloatscheet-Freunden gewidmet. Passt gut auf Euch auf und bleibt gesund. Wir sehen uns in 2021.
Timo & Dani

Nachtrag: König Timo I. hat an diesem Eintrag persönlich mitgewirkt ?