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Nützt ja nix. Ich wollte ein Tagebuch führen und das impliziert nun mal tägliches Schreiben. Aber ich habe so das Gefühl, dass mein Kopf eben um kurz nach 15 Uhr auf Standby gegangen ist.
Seit 15 Uhr habe ich nämlich Urlaub. Urlaub bis einschl. 18. Mai. Eine Menge Zeit um, ja, was eigentlich zu machen. Wahrscheinlich ergibt sich das von Tag zu Tag. Hoffe ich mal. Ein Saunatag wäre natürlich eine absolute Freude, aber das geht ja leider noch nicht. Wird schon. Netflix, Disney+, Sky und amazon haben bestimmt einige Ideen für mich.
Kennt ihr das – wenn ihr irgendwie gar nicht richtig da seid? So ist das bei mir gerade. Ich bin nicht müde, aber ich kann auch keinen Gedanken fassen. Naja, wo gerade nix ist, kann man auch nichts fassen. Null-Linie.
Ist das jetzt der Zustand, den man mit Meditation versucht zu erreichen? Nichts was einem durch den Kopf geht, kein Gedanke, der einen von einem anderen ablenkt. Sehr ungewohnt. Aber irgendwie auch sehr chillig.
Ich kann mir vorstellen, dass damit momentan viele Menschen konfrontiert sind. Entschleunigung und Achtsamkeit war in den letzten Jahren irgendwie immer nur so ein Trend. Aber keiner hatte wirklich Zeit sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Alle hatten zu viel Stress, um zu entschleunigen. Bücher und Kurse dazu konnte und kann man ohne Ende dazu kaufen. Tja, dann werden wir wohl jetzt gerade zwangsentschleunigt und die Achtsamkeit kommt dann von ganz alleine. Das scheint mal wieder das Geheimnis der ganzen Sache zu sein: Wenn du nicht mehr daran denkst, dich nicht damit beschäftigst, dann klappt es.
Ist ja irgendwie immer so. Ab dem Moment, in dem man sich entscheidet Diät zu halten, hat man nonstop Heißhunger. Setzt man sich aber nicht mit Kohlehydraten, Paleo- oder sonstigen Diäten auseinander, isst man automatisch normal und angemessen. Oder der Klassiker: Man sucht nach einem Wort, ein Name oder so, es will und will einem nicht einfallen – zumindest nicht so lange man sich Löcher ins Gehirn denkt. Aber Stunden später, wenn man schon längst vergessen hat, dass man dieses Wort gesucht hat „ZACK“ schießt einem das Wort vom Kopf auf die Zunge und man muss es auch sofort aussprechen.  Passiert mir ständig mit Schauspielernamen.

Nun gut, dann werde ich diesen meditativen Zustand jetzt mal annehmen.

Die Gesellschaft ist heutzutage wirklich so bescheuert, dass Stress schon fast zum guten Ton gehört. Man schämt sich beinahe, wenn man nach einem Wochenende erzählt „Ich hab gar nichts gemacht.“, Gegenfrage „Wie? Gar nichts?“. Wie oft hört man Gespräche, bei denen sich Menschen gegenseitig mit den geleisteten Arbeiten, Hobbies, Erledigungen übertrumpfen wollen. Irgendwie hört sich das dann immer so nach Fishing for Compliments an, aber eben auch nach Fishing for Mitleid. Meist sind das auch die Menschen, die sich permanent über Stress beklagen bzw. von ihrem Stress erzählen, aber wenn man ihnen dann Hilfe und Unterstützung anbietet, wird es abgelehnt. Weil, so schließt sich der Kreis, sie wollen sich selbst und anderen beweisen, dass sie das auch alles alleine können. Und oftmals ist das ja auch selbsterzeugter Stress. Ich meine, wie wichtig kann es sein, Bettwäsche und Küchenhandtücher zu bügeln? Gar nicht, in das Bett wühle ich mich abends wieder rein und das Küchenhandtuch – ist eben ein Küchenhandtuch. Und der Mensch, der in meine Wohnung kommt und sich über ein ungebügeltes Küchenhandtuch oder den Bezug des Kopfkissens beschwert, der darf gern sofort wieder gehen und wegbleiben.
Immer alles alleine machen, nur keinem zur Last fallen und auf gar keinen Fall Schwäche zeigen. Falsch. Vollkommen falsche Einstellung. Habe ich in den letzten Jahren auch lernen müssen. Wir haben nicht unbegrenzt Kraft und Nerven, wir brauchen Pausen und sind durchaus verwundbar. Ich habe die Lektion nicht nur sehr schmerzhaft, mit wirklich medizinisch schwerwiegenden Konsequenzen lernen müssen, ich hatte auch eine Phase der totalen körperlichen Erschöpfung. Ich sage jetzt bewusst nicht das Wort mit B, denn irgendwie wird immer jede absolut normale Müdigkeit und Pause, die der Körper einfordert, dazu gemacht.
Bei mir kam es ganz plötzlich an einem Abend, nachdem ich zuvor mehrere Monate wirklich viel gearbeitet habe. Und wie ich schon sagte, ich bin ein Kopfmensch. D. h. in dieser Zeit habe ich auch nicht wirklich gut schlafen können. Wir reden hier von einem Zeitraum von gut 3 Monaten. Körperlich und geistig nonstop 150%.
Und an diesem besagten Abend, kam ich von einem Essen mit einer Freundin in meine Wohnung. Plötzlich wurde mir schlecht, ich musste mich übergeben und bin dann schlafen gegangen. Ich habe geschlafen, unfassbar tief, ohne zu träumen. Und am nächsten Tag lag ich im Bett und musste mich zwingen aufzustehen. Das ging dann ein paar Tage so, bis ich mir wirklich Gedanken gemacht habe und zum Arzt gegangen bin. Denn ich konnte nach der Arbeit nur noch nach Hause fahren, auf der Couch sitzen und atmen. Mein Kopf war aus. Hört sich bescheuert an, aber so war es. Ich konnte nicht zum Sport oder Joggen gehen. Ich wollte, aber es ging nicht. Es war keine Kraft mehr da. Einmal habe ich es probiert, aber nach einem knappen Kilometer bin ich wieder nach Hause gefahren. Ich wollte, aber mein Körper nicht. Der hat gestreikt. Die Diagnose vom Arzt war dann: „Du bist erschöpft. Dein Körper ist erschöpft.“ Und so wurde ich tatsächlich zwei Wochen krank geschrieben, um mich auszuruhen. Und ich habe tatsächlich ein paar Tage gebraucht, um das zu begreifen und zu akzeptieren. Aber mein Arzt sagte, auch „Wenn du dich jetzt zwingst weiterzumachen, dann macht es dich krank. Dann wird es ein B.“
Und dann kommen diese Gedanken: Bin ich zu schwach? Habe ich wirklich alles gegeben? Bilde ich mir das alles nur ein? Denken die anderen jetzt von mir, dass ich labil bin, nicht belastbar?
Jeder der das liest wird jetzt vermutlich denken: „Nein! Natürlich warst du nicht zu schwach. Jeder braucht mal eine Pause.“
Aber! Ich glaube auch, dass jeder von euch, mich eingeschlossen, auch schon wissentlich und ggf. unter Schmerzen seine Grenzen überschritten hat und die Signale des Körpers ignoriert hat, weil man vermeintlich unersetzlich ist. Man denkt, man kann es sich nicht leisten, einfach mal „Nein“ zu sagen und sich hinzusetzen.

Schwierig. Ich für mich habe durch diese beiden Erfahrungen aber auf jeden Fall viel gelernt. Ich bin verwundbar, ich habe Grenzen und es ist überhaupt nicht schlimm, wenn man mal etwas nicht schafft und die Menschen um sich herum um Hilfe bittet. Freunde, die richtigen, sind richtig böse, wenn sie im Nachhinein erfahren, was los war.  Dafür sind Freunde nämlich auch da, nicht nur für den Spaß. Ganz wichtig. Vor allem wurde ich daran erinnert, dass ich nur den einen Körper und die eine Gesundheit habe. Hört sich so altklug an, aber es ist ja nun mal so. Da beißt die Maus keinen Faden ab (Kann mir mal bitte jemand sagen, was das für ein Faden ist, den die Maus nicht abbeißt?).

Wir sollten uns ein kleines Beispiel an Nil, der Katze, nehmen. Die lässt sich auch nicht stressen. Die macht was sie will, wann sie will und zwischendurch für die körperliche Fitness ein bisschen Katzen-Yoga – wie das Tagesfoto heute eindrucksvoll beweist.

Also geht das Wochenende langsam und entspannt an. Chillt mal ? Bis dahin mal. NAMASTÉ