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Heute Morgen habe ich gelesen: „Wenn man ganz ruhig im Bett liegen bleibt, sieht einen der Montag vielleicht nicht.“ Habe ich probiert – klappt nicht. Aber siehe da, jetzt – 17.58 Uhr – ist der Montag schon so gut wie überstanden.
Ich merke immer mehr, wie ich mich an dieses halbtags arbeiten gewöhne. Meine Gewohnheiten haben sich jetzt nach guten 6 Wochen Kurzarbeit den Umständen schon sehr angepasst. Keine Ahnung, wie es dann wird, wenn irgendwann die Normalität wieder Einzug hält. Also klassisch von 9 bis 17 Uhr arbeiten. Wahrscheinlich brauche ich dann eine Wiedereingliederung, wie damals nach dem Bandscheibenvorfall. Das wird bestimmt sehr ungewohnt. Ungewöhnlich finde ich momentan auf jeden Fall, dass man keinen konkreten Zeitpunkt hat, an dem es wieder „normal“ weitergeht. Und irgendwie schleicht sich dann im Unterbewusstsein so ein endgültiges Gefühl ein. Ich weiß, dass es irgendwann wieder „normal“ laufen wird. Aber wann ist „irgendwann“ und was ist dann „normal“?

Heute habe ich offensichtlich wieder so einen Nachdenktag. Aber! Ich denke nicht mehr so viel auf allem rum, wie ich es vor Corona gemacht habe. Man kann ja durchaus Dinge kaputt denken. Deswegen habe ich in der Schule auch nie den Kurs „Philosophie“ belegt. Das ist mir zu anstrengend und macht mich wahnsinnig: Was war zuerst da? Das Ei oder das Huhn? Was ist der Sinn hinter allem und wenn ja warum und wie viele? Und wo überhaupt?
Nein, das ist wirklich nicht meins. Wenn ich mich zu lange mit so etwas beschäftige werde ich unruhig und fühle mich tatsächlich nicht wohl. Aber vielleicht ist genau das die Kunst – so eine Art Meditation. Keine Ahnung. Mir würden wohl eher die Synapsen durchknallen. Dieses Chaos-Gefühl hatte ich sonst nur, wenn ich mal Fieber hatte und dann eingeschlafen bin. Dann habe ich wirr geträumt und das hat dann wieder dieses „hilflos im Chaos verloren“-Gefühl ausgelöst.

Besonders von Timo lerne ich immer wieder, dass man sich über Dinge, die man nicht weiß oder nicht ändern kann auch keine Gedanken machen muss. Das ist nur gar nicht so einfach, aber man kann es lernen. Man muss nur regelmäßig einen klaren Schlussstrich unter Gedankengänge ziehen.
Heute Morgen z. B. klingelte es. Ich dachte es wäre UPS mit dem neuen Fressnapf für Nil. War es aber nicht. Stattdessen stand eine alte Dame vor der Tür. Mit einem Apfel und einer Kartoffel (meine ich) in der Hand. „Bauer XY. Benötigen Sie frisches Obst und Gemüse?“. „Nein. Danke. Wir haben alles.“, „Garnichts?“, „Nein, wirklich nicht.“, „Wollen Sie nicht wenigstens mal probieren?“. Dabei hielt sie mir einen Apfel entgegen, von dem sie mir etwas abschneiden wollte. Ich wollte aber nicht, weil ich nicht die größte Obst-Esserin bin und weil sie keine Handschuhe trug. Ich habe mich dann nochmal bedankt und sie verabschiedet. Und das Ende vom Lied: Ich habe mir Gedanken gemacht. Warum muss die alte Dame von Tür zu Tür gehen? Wie oft wird sie wohl abgewiesen? Verkauft sie überhaupt etwas? Sie hat mir richtig leidgetan und ich habe mich schlecht gefühlt, weil ich sie abgewiesen habe. Und dann habe ich mir wieder eine Lektion verordnet: Ich bin nicht für diese Dame verantwortlich. Sie hat mich wahrscheinlich auch schnell wieder vergessen. Es ist ihre Arbeit und sie kann damit umgehen, dass sie nicht immer etwas verkauft. Und wahrscheinlich hat sie gedacht: „Nützt ja nix. Weiter geht’s.“

Moment, jetzt wo ich gerade wieder darüber nachdenke: Das mit dem Apfel an der Haustür, der von einer alten Dame zum Probieren angeboten wird … Das ging schon mal sehr unschön aus. Womöglich habe ich alles genau richtig gemacht ?

Über Corona habe ich heute auch wieder ein bisschen nachgedacht. So langsam wird zwar immer mehr geöffnet und gelockert, aber ich habe irgendwie immer noch kein wirklich gutes Gefühl. Es scheint eher so, als würde es langsam zu einer dieser Nachrichten, die immer weiter verschwindet, weil keiner mehr etwas darüber hören möchte. Man ist quasi Corona-gesättigt. Kann ich auch irgendwie verstehen – aber genau das ist ja die größte Gefahr. Wenn wir es vergessen, werden wir unvorsichtig und dann geht es womöglich wieder von vorne los.
Siehe die vielen Fälle in den Schlachthöfen und in dem Gasthof in Leer. Innerhalb kürzester Zeit sind wieder eine Menge Leute infiziert. Wobei man sich bei den Schlachthöfen schon fragen muss, ob man da für Corona nicht dankbar sein muss, denn offensichtlich werden dadurch gerade grundsätzliche hygienische Missstände aufgedeckt. Hier muss offensichtlich dringend und sehr gründlich nachgebessert werden.
Oder ein junger Amerikaner, von dem ich heute gelesen habe: 43 Jahre alt, war im März auf einem Festival mit vielen hundert Besuchern. Und er sagt im Interview selbst, dass sie wussten, dass es (Covid) da ist, aber es gab keine Beschränkungen oder Maßnahmen. Er und seine Freunde dachten, dass sie sich nur öfters die Hände waschen müssten. Fazit: Zig Leute infizierten sich, einige davon sind sogar gestorben. Er selbst musste 3 Wochen beatmet werden. Zu dem Artikel wurden zwei Selfies von ihm gepostet. Vor Corona, ein muskulöser Mann mit 87 kg und nach Corona, ein schwächlicher, drahtiger Mann mit 63 kg. Seine Nachricht zu dem Bild: „Ich möchte zeigen, dass es jeden treffen kann. Es spielt keine Rolle, ob du jung oder alt bist, ob du Vorerkrankungen hast oder nicht. Es kann dich beeinträchtigen.“

Ich werde Timo jetzt noch ein bisschen bei seinem neuen Open-World-Spiel (Greed-Fall) zusehen. Scheint sich doch besser zu entwickeln als erwartet, der Anfang gestern war nicht so aufregend. Und! Noch eine Lektion: Die Charaktere im Spiel sprechen Englisch ohne jegliche Untertitel. Das wurde in Bewertungen zu dem Spiel massiv kritisiert. Ich finde das eigentlich ganz gut. Englischunterricht und Auffrischung mal anders.
Stay healthy and all the best to you. See you tomorrow. No use ?